Vorwort


Die meisten Bewohner hessischer Dörfer lebten über Generationen nur von der Land­wirtschaft und hatten wegen der damit verbundenen Arbeit und mangelnder Verkehrs­mittel nur wenig Zeit für enge Kontakte zu Nachbardörfern oder Städten.


Da durch die Realteilung in vielen Gegen­den die Ländereien im Erbfall auseinander­gerissen wurden, waren „Äcker-Hochzeiten“ durchaus üblich, um benachbarte Felder und Wiesen zusammenlegen zu können und da­mit rentabler zu machen. 


In den Kriegswirren kamen viele Fremde in die Dörfer. Im Zeichen allgemeinen Umbruchs und der zunehmenden Mechanisierung der Landwirt­schaft suchten viele Dorfbewohner in naheliegenden Städten Arbeit. 

In dieser unruhigen, von großen Umwälzungen geprägten Zeit veränderte sich auch die früher von Dorf zu Nachbardorf deutlich verschiedene Mundart, die ja - wie auch das Hochdeutsche - eine lebende Sprache ist. 


Mundart ist durch einen oft vom Hochdeutschen abweichenden recht einfachen Wortschatz geprägt und folgt mitunter eigenen grammatikalischen Regeln. Sätze, die durch das Wort und (en und un) eingeleitet und endlos aneinandergereiht sind, machen deutlich, daß Mundart keine Schreibsprache ist, sondern die Schriftform lediglich ein Festhalten erzählter Begebenheiten.


Auffallend dabei ist die häufige Verwendung von Hilfszeitwörtern, die meist in Verbindung zum Verb oder teilweise als Vollverb genutzt werden.


         z.B .„he dät mitbringe“ statt „er brachte mit“


          „do där aich laafe“ statt „da lief ich“


 Ebenso ungewohnt ist die gern ausgesprochene doppelte Verneinung, die in Mundart eine verstärkte Verneinung, im Hochdeutschen dagegen stets eine Bejahung bedeutet.


         z.B .„es dofft koa Bodder net gemoacht wern“ statt „es durfte nicht gebuttert werden“ oder „man durfte nicht buttem“


 Deshalb ist es sehr schwer, Mundart ins Hochdeutsche zu „übersetzen“.


Will man den Mundarttext wörtlich wiedergeben, leidet das hochdeutsche Sprachgefühl



Formuliert man die Sätze in gefälliges Hochdeutsch um, gehen Einfachheit und Direktheit der Mundart verloren, die ja im Mittelpunkt dieser Nachkriegsepisoden steht und das eigentliche Buch ausmacht.


Die „Übersetzung“ ins Hochdeutsche soll nur eine Hilfe sein, eine Mög­lichkeit, nicht verstandene Satzteile in der gewohnten Sprache nachlesen zu können. Der Reiz dieser Geschichten liegt aber eindeutig in der Mundart, deren Erhaltung dieses Buch gewidmet ist.


Ich habe versucht, in kurzen ernsten oder heiteren Episoden ein wenig Zeitgeschichte festzuhalten. Trotzdem soll und kann dies Buch kein Ge­schichtswerk sein, sondern nur aufzeigen, mit welchen Augen und welchen Gefühlen ein Kind diese schlimme, oft von bitterer Not geprägte Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt und verarbeitet hat.


Mit Rücksicht auf noch lebende Angehörige sind die Personennamen im Buch geändert.



Su woar´sch – so war es


Heiteres und Besinnliches aus der Nachkriegszeit  228 Seiten, 25 Fotos, 93 Zeichnungen   in Leinen gebunden....2. Auflage 1998

Landwirtschaftsverlag Hessen   ISBN  3- 87337- 005-0


Pressestimmen hierzu:


  Zeitungsgruppe Lahn- Dill:

“...Denken Sie sich 5o Jahre zurück. Die Autorin beschreibt das Leben in einem kleinen mittelhessischen Dorf in der Nachkriegszeit- mit allen Episoden und Facetten, die einem Kind damals aufgefallen sind. Das Buch ist in Mundart geschrieben. Die “Übersetzung” ins Hochdeutsche- jeweils auf der gegenüberliegenden Seite- soll nur eine Hilfe sein, nicht vorhandene Satzteile in der gewohnten Sprache nachlesen zu können. Der Reiz des Buches liegt vor allem in der Mundart, um deren Erhaltung sich die Autorin bemüht....”


 Dill- Post:

“...Marlit Hoffmann, ansonsten renommierte Autorin von Pferdebüchern, hat mit diesem Buch den –sicherlich gelungenen- Versuch unternommen, die unmittelbare Nachkriegszeit wieder aufleben zu lassen...”


 Landwirtschaftsverlag:

“... Das etwas andere Hessenbuch...”